Manchmal haben umfangreiche Veränderungen nur geringe Auswirkungen. Und manchmal ist es andersherum.
Bei Stürmen ist es - wenn es sich nicht gerade um Pazifikstürme handelt, die in den offenen Ozean hinausziehen - normalerweise andersherum.
EMILY ist ein exzellentes Beispiel, um diese These zu belegen. Denn schon wieder ist eine Menge anders als noch vor ein paar Stunden. Das folgende Satellitenfoto (>>> aktuelles HQ-Satellitenfoto) ist etwa eine Stunde alt, es wurde um 02:31 Uhr UTC vom GOES 13-Satelliten aufgenommen:
Image: Satellitenfoto Tropischer Sturm EMILY am Abend (Ortszeit) des 3. August 2011
Credit: NASA-GOES-Projekt
Fällt Ihnen etwas auf?
Richtig ... EMELYs Zentrum befindet sich immer noch nicht wirklich über Hispaniola, sondern etwa 75 km südöstlich der Insel Beata (Dominikanische Republik) und 200 Kilometer südöstlich von Port au Prince (Haiti).
Ein trainierter Spaziergänger könnte, wenn er anstatt eines tiefen Ozeans festen Boden unter sich hätte, direkt unter EMELY herlaufen, denn der Sturm bewegt sich seit Stunden nur mit circa 7 km/h voran. Das ist die Veränderung Nummer 1.
Wenn eine Nummer 1 vergeben wird, gibt es meist auch eine Nummer 2. Das ist in EMELYs Fall nicht anders. EMELY zieht es irgendwie nach links, sprich nach Westen. Und beide Veränderungen haben Konsequenzen, die Eine kurzfristig bis akut, die Andere kurz- bis mittelfristig.
Image: Vorschau und Warnungen Tropischer Sturm EMILY vom Abend des 3. August 2011
Credit: NOAA
Befassen wir uns zuerst einmal mit der (momentan fehlenden) Geschwindigkeit und gestatten Sie uns bitte, da ein wenig auszuholen.
Das Verhältnis von Feuer zu Wasser gilt gemeinhin als ein gegensätzliches, aber es existiert ein gravierender Unterschied: Feuer kann man mit Wasser bekämpfen und vernichten, während man Wasser mit Feuer zwar in einen anderen Aggregatzustand versetzen, aber nicht vernichten kann.
Trotzdem würden wir gern Feuer als verdeutlichendes Beispiel wählen.
Extrem und übertrieben ausgedrückt.
Stellen Sie sich bitte vor, Sie würden mächtig Anlauf nehmen und dann durch ein Lagerfeuer springen.
Und jetzt stellen Sie sich vor, Sie würden sich mitten in selbiges Lagerfeuer setzen.
Und nun denken Sie an Hispaniola (Dominikanische Republik und Haiti).
Up side down und in Betracht gezogen, dass es in unserem Fall egal ist, welches von zwei aufeinander Einfluss nehmenden Elementen sich bewegt, solange es einfach nur um das räumliche Verhältnis zueinander geht.
Sie sind Hispaniola und das Lagerfeuer ist EMILY.
Die Dominikanische Republik und Haiti sitzen in diesem Moment sozusagen mitten im Lagerfeuer, anstatt mehr oder weniger schnell hindurchzuspringen.
Hinzu kommt der Umstand, dass EMILY den ganzen Tag über so aussah, als würde sie auseinanderfallen. Jetzt allerdings macht sie einen ziemlich kompakten Eindruck.
Die Pet Shop Boys - wir kommen zur Nummer 2 - empfahlen in einem ihrer bekanntesten Songs, "Go West" zu betreiben. Nicht nur die Anhänger des BVB (Dortmund), welche die Melodie seinerzeit zur Hymne machten, scheinen zugehört zu haben, sondern auch EMILY. Sie hält sich einfach nicht daran, was die Experten vorhergesagt haben. Unmittelbar bedeutet dies, dass EMILYs Zentrum nun doch über den südlichen Teil Hispaniolas wandern wird. Kurz- bis mittelfristig bedeutet es mehr.
Zuerst einmal wird EMILY viel weniger Landmasse zu überwinden haben, als wenn sie mitten über Hispaniola wandern würde. Weniger Landmasse = weniger Intensitätsverlust. Ein Sturm braucht in erster Linie (warmes) Wasser, um sich zu entwickeln oder zumindest am Leben zu erhalten.
Als nächstes sollte man in Betracht ziehen, dass eine Sturmvorhersage (in diesem Fall vor allem der Zugbahn) immer zu einem großen Teil auf den meteorologisch-klimatischen Bedingungen basiert, die den Sturm zu diesem oder jenem Zeitpunkt in naher Zukunft umgeben werden. Wenn besagter Sturm sich nun aber zu diesem oder jenem Zeitpunkt in naher Zukunft gar nicht dort befindet, wo man ihn beim Verfassen der Vorhersage erwartet hat, sind natürlich plötzlich die den Sturm umgebenden meteorolgisch-klimatischen Bedingungen ganz andere.
Bei EMILY könnte dies der Fall werden. Je weiter sie kurzfristig aus der prognostizierten Zugbahn ausbricht, desto höher die Wahrscheinlichkeit für mittelfristig gravierende Veränderungen. Im Moment betrifft dies Kuba, die Bahamas und etwas später die USA.
Die aktuell prognostizierte Zugbahn führt EMILY wieder nah an Florida heran.
Und der erwartete Status "Hurrikan" wurde wieder etwas vorverlegt.
Morgen (Donnerstag) früh werden wir erst einmal sehen müssen, ob sich EMILY überhaupt signifikant vorwärts bewegt hat. Die direkte Sorge gilt der Dominikanischen Republik, Haiti, Kuba und dann den Bahamas.
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EMILY steht fast still und will nach Westen - Florida wieder im Gespräch - alles bleibt anders
Mittwoch, 3. August 2011
um 20:44
Labels: 2011, aktuell, Atlantik, Bahamas, Dominikanische Republik, Emily, Florida, Haiti, Hispaniola, Hurrikansaison 2011, Karibik, USA, Vorhersage Forecast Prognose, Zugbahn
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