Phobos-Grunt - Der "giftigste abstürzende Satellit" könnte auf eine dicht besiedelte Zone fallen

Donnerstag, 10. November 2011

Die Probleme des russischen Satelliten, der eigentlich auf dem Weg zum Mars, genauer gesagt zum Marsmond "Phobos", sein sollte, sind noch nicht gelöst. Mehr noch, die Ursachen wurden noch nicht einmal definitiv erkannt.

Immerhin ist mittlerweile bekannt, wo sich der Satellit befindet  und was passiert ist.
Das eigene Triebwerk der Sonde zündete kurz nach dem erfolgreichen Start im russischen Raumfahrtzentrum Baikonur zwei Impulse nicht, die notwendig gewesen wären, um Phobos-Grunt auf Kurs zum Mars zu bringen. Folge: Der Satellit steckt jetzt in einer niedrigen Umlaufbahn um die Erde fest.

Die große und bisher nicht beantwortete Frage ist nun, ob die nicht stattgefundenen Zündungen auf das Konto der Software oder der Hardware des Satelliten gehen. Sollte die Software der Marsmission der russischen Weltraumbehörde "Roskosmos" einen Streich gespielt haben, besteht noch Hoffnung, denn wenn Kontakt mit der Sonde hergestellt werden könnte (was man gerade eifrig versucht), könnten die Zündungen inklusive aller notwendigen Daten-Updates eventuell neu programmiert werden. Hierfür hätten die Techniker außerdem etwas mehr Zeit als ursprünglich angenommen. In der ersten Hektik wurden 3 Tage als Zeitrahmen genannt. Da Phobos-Grunt momentan aber "nur" mit etwa 2 Kilometern pro Orbit fällt, bleibt voraussichtlich eine längere Periode für Diagnose und potenzielle Problemlösung.

Die European Space Agency (ESA) wird ihren russischen Kollegen ab sofort aktiv zur Seite stehen.

Sollte sich allerdings ein Hardwarefehler als Auslöser des Problems herauskristallisieren, dann steht es schlecht um die erste russische interplanetarische Mission seit 15 Jahren. Denn ein Hardwareproblem kann definitiv nicht ferngesteuert behoben werden und noch sind wir nicht in der Lage, ein Reparaturteam oder einen unbemannten Reparaturroboter zu einem Satelliten in der Erdumlaufbahn zu schicken.

In diesem Fall würde Phobos-Grunt in nicht allzu ferner Zukunft zurück auf seinen Heimatplaneten stürzen. Ungesteuert und unkontrolliert.
Irgendwo zwischen 52. Breitengrad Nord (Berlin = 52,31) und 52. Breitengrad Süd .
Was bedeutet, dass die meisten dicht besiedelten Gebiete der Erde potenziell vom Satelliten getroffen werden könnten.
Die ersten Schätzungen des US Strategic Command erwarten laut vz.ru momentan den 26. November als Absturzdatum, sollte Phobos-Grunt unerreichbar bleiben.

Jeden Tag fallen kleinere oder größere Stücke Weltraumschrotts auf unseren Planeten, ohne dass wir es mitbekommen. Sogar bei ausgedienten Satelliten wissen selbst die mit den modernsten Hilfsmitteln ausgestatten verantwortlichen Behörden oftmals nicht, wo genau sie auf die Erde gestürzt sind.

Im Unterschied zu den normalen ausgedienten Satelliten, die unkontrolliert zur Erde zurückkommen, besteht bei Phobos-Grunt ein Extraproblem: 7 Tonnen extrem giftiger Treibstoff, der für die lange Mission vorgesehen ist. (Wir ziehen das optimistische "ist" dem pessimistischen "war" vor.)

Grund genug, dass Phobos-Grunt von einigen Beobachtern bereits als "Most Toxic Falling Satellite"
bezeichnet wird.

Wir bleiben dran am Schicksal des Satelliten und der Mission.

1 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

omg

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